Narkose ist nicht gleich Narkose

Narkose ist nicht gleich Narkose

Narkose ist nicht gleich Narkose

Seit Einführung der neuen Gebührenordnung für Tierärzte häufen sich bei uns die Anrufe mit Preisanfragen – zum Beispiel für Kastrationen oder Zahnbehandlungen. Dabei drehen sich diese Fragen fast ausschließlich um die Kosten, was uns immer wieder wundert. Klar, wer uns kennt, weiß wie wir arbeiten – aber es sind vor allem fremde Kunden, die uns anrufen.

Narkose ist nicht gleich Narkose, sondern die Summe aller Schritte, die Euer Tier sicher durch den Schlaf begleiten.

Wäre es da nicht viel wichtiger zu erfahren, was den Patienten am Tag seiner OP bei uns erwartet? Wie wir uns um ihn kümmern werden? Welche Art von Narkose wir verwenden? Wie wir die Sicherheit unserer Schützlinge gewährleisten?

 

 

Checkliste Narkose

Heute ist uns im Netz diese „Checkliste Narkose“ für Patientenbesitzer begegnet und wir sind stolz darauf, dass wir für unsere Patienten an JEDER Stelle ein Häkchen setzen können.

Ausnahmslos jeder Narkosepatient bekommt einen Venenzugang und eine individuelle Prämedikation, wird selbstverständlich intubiert und infundiert, an die Inhalationsnarkose angeschlossen, die auch kontinuierlich Sauerstoff zuführt und wird mit EKG, Pulsoxymetrie, Temperatursonde, Kapnografie und einer eigenen Anästhesie-TFA überwacht. Darüber hinaus fehlt noch ein wichtiger Punkt auf der Checkliste: das Wärmemanagement. Während der gesamten Zeit in unserer Praxis von Narkosevorbereitung bis Aufwachbox halten wir unsere Patienten warm und überwachen ihre Körpertemperatur. Wer schon einmal eine Katze oder ein Kaninchen nach einer Narkose bei uns abgeholt hat, wird es wissen: ein Wärmekissen für den Heimweg gibt es auch!

Narkosemanagement: kostenintensiv, aber sicherer

Es ist vollkommen in Ordnung und auch notwendig, sich vorab über die zu erwartenden Kosten zu informieren. Noch wichtiger aber ist es, zu hinterfragen, was man für sein Geld bekommt. Narkose ist nicht gleich Narkose, sondern die Summe aller Schritte, die Euer Tier sicher durch den Schlaf begleiten. Einfacher ausgedrückt: das oben beschriebene Narkosemanagement ist nicht nur aufwendiger, sondern auch kostenintensiver als „Spritze in den Po – gute Nacht“.

Vor allem aber ist es eins: sicherer. Und darum für uns auch nicht verhandelbar. SO und NUR SO wird bei uns geschlafen und aufgewacht! Im Sinne derer, die uns am wichtigsten sind: unserer Patienten ❤

Herzlichst

Ihr Engelsteam

 

Neue Gebührenordnung für Tierärzte

Neue Gebührenordnung für Tierärzte

Neue Gebührenordnung kommt im Oktober – Spoiler: es wird teuer!

Am 25.05.2022 hat das Bundekabinett die vom BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) vorgelegte Neufassung der Tierärztegebührenverordnung (GOT) beschlossen. Sie wird voraussichtlich im Oktober 2022 in Kraft treten.

Das bedeutet für den Tierarztbesuch nicht, dass es teurer werden könnte, sondern dass es auf jeden Fall teurer wird! Denn die GOT ist keine Empfehlung, sondern gesetzlich verpflichtend für jeden praktisch tätigen Tierarzt und ihre Unterschreitung ist ebenso strafbar wie eine Überschreitung.

Wandel in der Haustierversorgung

Auch wenn Ihnen der Tierarztbesuch schon jetzt „teuer“ vorkommt, ist Deutschland im internationalen Vergleich betrachtet nahezu ein „Billigland“ – was unter anderem daran liegt, dass die GOT zuletzt 1999 novelliert wurde. Mit der nun kommenden Gebührenordnung hat der Gesetzgeber versucht, die Versäumnisse der letzten 20 Jahre aufzuholen. Und das zurecht: Als aufmerksamer Tierhalter wird Ihnen der Wandel in der Haustierversorgung nicht entgangen sein:

Auf der einen Seite boomt der Haustiermarkt vor allem pandemiebedingt, die Praxen und Kliniken sind völlig überlastet und auch in der Tiermedizin herrscht Fachkräftemangel. Längst haben die meisten Kliniken aus Personalnot heraus ihren nächtlichen Bereitschaftsdienst aufgegeben und vielerorts müssen Tierhalter über hundert Kilometer weit fahren, wenn Ihr Haustier im Notdienst versorgt werden muss. Hinzu kommt, dass sich auch in der Tiermedizin Investoren breit machen und im großen Stil Praxen und Kliniken aufkaufen und in Ketten organisieren. Viele praktische Tierärzte entscheiden sich für eine besser bezahlte Karriere jenseits der Praxis, was auch mit der geringen Wertschätzung unseres Berufsstandes zusammenhängen mag.

Wer sich über die überdurchschnittliche Suizidrate unter Tierärzten und ihre Gründe informieren möchte, wird hier fündig: #NOVM (Not One More Vet).

Auf der anderen Seite passiert auch viel Gutes in der Tiermedizin: die medizinische Versorgung unserer Haustiere wird immer besser, aber auch aufwendiger. Selbst wir, als eher kleinere Praxis, haben zugunsten unserer Schützlinge und im Sinne einer modernen und fortschrittlichen Tiermedizin in den letzten Jahren immer weiter aufgerüstet: Digitales Röntgen, Dental-Röntgen, Inhalationsnarkose, Intensiv-Monitoring, komplettes Inhouse-Labor und High-End-Ultraschall sind uns zu unverzichtbaren Helfern bei der Rettung Ihrer Lieblinge geworden, aber deren Einsatz ist schon jetzt nicht kostengünstig.

Warum ist die Anpassung wichtig?

Um die tiermedizinische Versorgung in Deutschland auch in Zukunft nicht nur zu sichern, sondern auch auf einem qualitativ hohen Niveau erhalten zu können, war diese Anpassung der GOT längst überfällig. Nur so können die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten für praktische Tierärzte in der Art verbessert werden, dass Tierärzte nicht weiterhin in die Pharmaindustrie, Wirtschaft und andere fachfremde Bereiche abwandern und stattdessen als praktische Tierärzte mithelfen, die tiermedizinische Versorgung aufrecht zu erhalten!

Aber die neue Gebührenordnung wird dazu führen, dass sich nicht jeder Tierhalter die tiermedizinische Versorgung seines Haustieres leisten können wird. Schon durch die Neuregelung des Notdienstes (Notdienstgebühr plus Abrechnung im mindestens 2-4-fachen Satz) sind viele Tierhalter, die am Wochenende oder nachts tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten, an ihre finanziellen Grenzen gekommen. Die Neuauflage der Tierärztegebührenordnung wird nun aber alle Bereiche der tierärztlichen Tätigkeit verteuern – von der Impfung bis zur Kastration.

Wie kann die Lösung aussehen?

Wir sehen derzeit nur eine Lösung für dieses Problem: Versichern Sie Ihr Tier! Mit einer Tierkrankenversicherung tauschen Sie das Risiko hoher Tierarztkosten gegen einen überschaubaren monatlichen Beitrag und können auch im Notfall sagen: „Tun Sie alles, was getan werden muss – die Kosten spielen keine Rolle.“ In diesem Blog-Beitrag informieren wir Sie gerne über die Möglichkeit einer Tierkrankenversicherung.

Da die Wahl einer Versicherung eine individuelle Entscheidung ist und wir nicht für einzelne Versicherer werben möchten, haben wir auf die namentliche Nennung von Versicherungen verzichtet, helfen Ihnen aber im Einzelfall gerne weiter. Wenn Sie konkrete Fragen zu einer Versicherung haben oder allgemein beraten werden möchten, wenden Sie sich gerne an uns. Und warten Sie mit dieser Entscheidung nicht allzu lange: Es ist zu erwarten, dass mit der kommenden Gebührenerhöhung auch die Versicherungsbeiträge steigen werden.

(Un)abhängige Tiermedizin

Im Hinblick auf die stetig wachsenden Ketten (allen voran haben hier Nestlé und Mars ihre Finger im Spiel), die mittlerweile nicht nur im großen Stil Praxen und Kliniken, sondern sogar Tierkrematorien einkaufen, mag die Entscheidung zu einer Tierkrankenversicherung noch sinnvoller sein. Sobald diese Ketten das angestrebte Monopol innehaben, werden sie auch die Preise diktieren können – die GOT bietet mit ihren Abrechnungsmöglichkeiten vom 1- bis 4-fach Satz gute Voraussetzungen, eine möglichst große Rendite einzufahren. Wenn Sie mehr über die Investoren erfahren möchten, die sich derzeit auf dem Tiermedizinmarkt breit machen, lesen Sie hier weiter.

Die Anpassung der Preise durch die neue Gebührenordnung ist verbindlich und verpflichtend für alle praktizierenden Tierärzte – also auch für uns. Obwohl wir auch weiterhin im 1-2 fachen Satz abrechnen werden, werden auch unsere Leistungen zum Teil deutlich teurer. Um auch weiterhin die bestmögliche Versorgung unserer Patienten sicherstellen zu können, freuen wir uns über jeden versicherten Patienten und nehmen dafür gerne die bürokratische Mehrarbeit durch Abwicklung mit der Versicherung in Kauf.

Damit die tierärztliche Begleitung Ihres Tieres auch weiterhin individuell und tiermedizinisch sinnvoll erfolgen kann – und wir das tun können, was wir am besten können: Ihr Tier heilen und im besten Fall gesund erhalten, unabhängig von Ihren finanziellen Möglichkeiten.

Herzlichst

Ihr Engelsteam

 

 

 

Corona-Richtlinien für unsere Praxis

Corona-Richtlinien für unsere Praxis

Liebe Patientenbesitzer/innen,

zu Ihrem und unserem Schutz gelten ab dem 21.03.2022 die folgenden Maßnahmen:

Wir bitten Sie weiterhin in unseren Praxisräumen einen Mundnasenschutz zu tragen.

1. Nur noch mit Termin!

Um unser Wartezimmer möglichst begegnungsarm zu gestalten, stellen wir komplett auf Terminsprechstunde um und bitten Sie entsprechend, nicht ohne Termin in die Praxis zu kommen! Selbstverständlich helfen wir Ihnen im Notfall auch ohne Termin – aber nicht ohne vorherige telefonische Ankündigung!

2. Nur ein Mensch pro Tier!

Um die Ansteckungsgefahr für Sie und uns so klein wie möglich zu halten, bitten wir Sie, allein mit Ihrem Tier in die Sprechstunde zu kommen!

3. Abstand halten!

Sie kennen uns vermutlich lang und gut genug, um zu wissen, dass uns dieser Teil besonders schwerfallen wird: Wir bitten um Distanz!

4. Hygienevorschriften beachten!

Wir bitten Sie, sich an die allgemeine Handhygiene zu halten und die Nies- und Hust-Etikette zu beachten.

5. “Drive-in” für Risikogruppen!

Solten Sie sich in häuslicher Quarantäne befinden oder grippeähnliche Symptome aufweisen, bitte wir Sie, Ihr Tier nur bei uns abzugeben. Wir werden eine Lösung finden, Sie an der Behandlung Ihres Tieres teilhaben zu lassen.


Wir hoffen auf Ihr Verständnis und wünschen Ihnen und Ihren Familien vor allen Dingen eins: Gesundheit!

Ihr Engelsteam

Unser Abschiedslicht

Unser Abschiedslicht

Letzte Woche ist endlich unser Abschiedslicht angekommen. Die Künstler vom Studio komplementaer haben es nach unseren Wünschen für uns gestaltet. Wir hoffen, dass es möglichst selten zum Einsatz kommen wird. Aber wenn doch, dass es unsere Erwartungen erfüllt und Euch gefällt.

Ein Moment der Ruhe

Was wir uns von diesem kleinen Licht erwarten? Wir wünschen uns für diesen schweren Augenblick, in dem wir einen Freund und Partner verabschieden, dass in unserer Praxis Ruhe einkehrt. Damit der Patient in Stille und Würde seine letzte Reise antreten kann. Damit seine Familie die nötige Ruhe findet, ihn auf dem Weg dorthin zu begleiten. Und auch, damit wir selbst kurz innehalten und durchatmen können.

Ein Leben lang begleiten

Seit 23 Jahren begleiten wir hier in Ehrenfeld unsere Patienten und ihre Familien. Das bedeutet, dass wir viele unserer Patienten, denen wir bei ihrem letzten Atemzug das Pfötchen halten, schon bei ihrer allerersten Impfung getröstet haben.

Manchen unserer Patienten haben wir per Kaiserschnitt auf die Welt geholfen, sie anschließend ein ganzes Leben lang durch kleine Wehwehchen und schwere Krankheiten begleitet, wir haben im Notfall um ihr Leben gekämpft oder nach einem Unfall die ganze Nacht Wache gehalten. Das schweißt zusammen! Auch wenn diese Wertschätzung längst nicht bei jedem unserer Patienten auf Gegenseitigkeit beruht, so wachsen uns über die Jahre manchmal gerade jene ans Herz, die es besonders schwer mit uns hatten.
Und wenn dann die Stunde des Abschieds gekommen ist, sind wir diejenigen, die unsere Freunde auf ihre letzte große Reise schicken und ihre Familien dabei tapfer begleiten müssen. Das ist niemals leicht, aber etwas leichter, wenn auch wir innehalten und uns die Zeit und die Ruhe nehmen können, die ein so großer Schritt eben braucht …

Ein kleiner Trost und eine Erinnerung

Und hier kommt unser Abschiedslicht ins Spiel: Wir hoffen, dass diese kleine Kerze Großes leisten kann:
Zuallererst einmal soll sie dem, den wir verabschieden, den Weg nach drüben beleuchten. Dann soll sie denjenigen, die sich verabschieden müssen, ein kleiner Trost sein. Sie soll uns als Team daran erinnern, die Zeit in der Praxis für diesen besonderen Moment anzuhalten und innezuhalten. Und sie soll diejenigen, die vielleicht ungeduldig warten, darauf aufmerksam machen, dass es gute Gründe für diese Wartezeit gibt. Sie soll für Verständnis und Geduld werben.

Wir wünschen uns von unserer kleinen Kerze, dass sie uns hilft, diesen schwersten Gang ein bisschen leichter und würdevoller zu gestalten. Für jeden von uns. Und wir arbeiten weiterhin jeden Tag daran, die kleine Kerze so selten wie möglich anzünden zu müssen.

 

Ihr Engelsteam

Wie Nestlé, trotz PET-Flaschen, Millionen mit Schnittverletzungen verdient

Wie Nestlé, trotz PET-Flaschen, Millionen mit Schnittverletzungen verdient

Die Tiermedizin im Wandel

Wir müssen dringend mal reden. Von Tierarzt zu Patientenbesitzer. Denn als Tierärzte Ihres Vertrauens haben wir nicht nur die Gesundheit Ihres Schützlings im Blick, sondern möchten Sie in allen tierischen Lebenslagen begleiten, beraten oder in diesem Fall aufklären.

Die Tiermedizin in Deutschland wandelt sich gerade – und wir finden, das sollten Sie unbedingt wissen!

Die Fakten

Seit einiger Zeit kaufen millionenschwere Investoren Tierkliniken und Tierarztpraxen in ganz Europa auf. Natürlich nur zum Wohle Ihrer Lieblinge, denen laut Konzernaussagen bessere Vernetzung, zentrale Verwaltung und moderne Ausstattung zugutekommen sollen. „A better world for pets“ – klingt das nicht vielversprechend?

Die schwedische Kette Anicura hat mittlerweile über 300 Kliniken in Europa übernommen und Evidensia kann das mit weit über 1000 Tierkliniken und Tierarztpraxen noch überbieten. Allein in unserer Gegend finden sich 7 Evidensia-Kliniken.

Dass es sich bei diesen Übernahmen nicht ausschließlich um eine bessere Haustierversorgung gehandelt haben mag, lässt sich spätestens daran erkennen, dass beide Investoren – nach Genuss Ihres Kuchenstückes – bereits längst an noch größere, diesmal milliardenschwere Konzerne verkauft haben.

Bei Anicura ist Mars eingestiegen (Sie wissen schon, der Schokoriegelriese, zu dem z.B. auch Pedigree und Whiskas gehören) und Evidensia hat sich von Nestlé kaufen lassen (wir müssen Sie vermutlich nicht über deren Geschäftsgebaren in Trinkwasser, Babynahrung und Co aufklären?)

Wir sind Tierärzte, keine Wirtschaftsexperten. Aber wenn zwei Großkonzerne wie Mars und Nestlé, die jeweils allein mit Tierfuttermitteln 20 Milliarden Euro Jahresumsatz generieren, im großen Stil Tierkliniken und Tierarztpraxen in Deutschland aufkaufen, dann wirft das natürlich die ein oder andere Frage auf.

Die Fragen

  1. Dürfen wir den Slogan „Eine bessere Welt für Haustiere“ ernst nehmen? Genauso ernst wie den Leitsatz des Nestlé-Konzerns: „Lebensqualität verbessern und zu einer gesünderen Zukunft beitragen“?
  2. Können wir davon ausgehen, dass in diesen Kliniken nach tiermedizinischen und nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden, diagnostiziert und behandelt wird?
  3. Müssen wir nicht annehmen, dass unser tierärztliches Berufsethos, welches das Wohl der Tiere als oberste Priorität ansieht, vielleicht weniger für kapitalistische Heuschrecken gilt?
  4. Sollen wir glauben, dass die Futtermittel-Empfehlungen dieser Kliniken tatsächlich der Genesung des Patienten oder vielleicht doch der Gewinnmaximierung des Gesamtkonzerns dienen?
  5. Wie relevant sind in diesem Kontext Ihre Daten? Alle Welt spricht von sensiblen Daten und während wir Tierärzte Datenschutz und Schweigepflicht unterliegen, sind in diesen Ketten-Kliniken plötzlich weltgrößte Futtermittel- und Tierpflegeprodukte-Hersteller und Tierarzt ein und dieselbe Person. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
  6. Schaden wir vielleicht Ihrem Tier oder unserem Berufsstand, wenn wir Sie zur nächsten Herz-OP zu Nestlé oder Mars schicken?
  7. Was bedeutet es für Ihr Tier, wenn der behandelnde Tierarzt nicht mehr nur Ihnen und Ihrem Tier gegenüber verantwortlich ist, sondern vor allen Dingen auch seiner Konzernleitung, also Nestlé oder Mars?
  8. Wäre die Annahme, Nestlé und Mars hätten sich milliardenschwer in den Tiermedizinmarkt eingekauft, um eine bessere Welt für Haustiere zu schaffen, nicht eigentlich fahrlässig naiv?

Ihre Antworten?

Die Beantwortung dieser Fragen möchten wir Ihnen, als mündigen und aufgeklärten Patientenbesitzern, gerne selbst überlassen, denn: Wir sind Tierärzte, keine Wirtschaftsexperten. Wir denken medizinisch, nicht unternehmerisch. Und hier liegt vermutlich im wahrsten Sinne auch der Hund begraben. Entgegen Ihrem Empfinden als zahlendem Patientenbesitzer ist Deutschland tiermedizinisch gesehen geradezu ein Billigland und nur vom Osten Europas unterboten. Bedeutet für Investoren: Hier ist viel Luft nach oben und gibt es noch einige dicke Tortenstücke abzuschöpfen. Warum sonst sollten sich Großinvestoren bei uns einkaufen?

Was in der Humanmedizin schon vor Jahren mit der Privatisierung von Kliniken passiert ist, kommt nun auch in der Tiermedizin an. Die Gründe liegen auf der Hand: Immer mehr Menschen sind bereit, immer mehr Geld für ihre Haustiere, die sich längst vom Kettenhund zum vollwertigen Familienmitglied gemausert haben, auszugeben. Davon profitieren eine ganze Reihe geschäftstüchtiger Unternehmer: Hunde-Sofa-Designer, Tierkommunikatoren, BARF-Experten und Wurmtest-Vertriebler – sie alle wollen ein Stück vom großen Hundekuchen. Der Tierarzt aber denkt medizinisch, nicht unternehmerisch. Er hat Anatomie und Physiologie studiert, nicht Ökonomie. Nicht verwunderlich also, dass der Tiermedizin-Sektor für Großinvestoren mehr als interessant ist.

Machen wir Ihnen nichts vor: auch wir freien Tierärzte wollen von unserer Arbeit leben können und freuen uns, wenn die Praxis läuft. Glücklich macht uns dabei allerdings viel mehr die Resonanz als die Penunze. Wenn wir am Ende des Jahres gesunde Patienten, zufriedene Besitzer und schwarze Zahlen vorweisen können, wissen wir, dass wir saubere Arbeit geleistet, unsere Patienten gut behandelt und Sie richtig begleitet haben. Finanzieller Erfolg ist zwar eine messbare Bestätigung für unser berufliches Engagement und eine schöne Belohnung, aber ganz bestimmt nicht unsere Motivation.

Wir wollen, dass Ihr Tier gesund ist.

Wir Tierärzte haben uns einmal als Idealisten für diesen eher brotarmen akademischen Beruf entschieden und wussten schon vor den ca. 25 Staatsexamensprüfungen, dass unser Lohn der gerettete Familienhund, der gute Leumund und nicht die Stadtrandvilla sein würde. Wir mögen Tiere, das Sinnhafte unseres Berufes, die Arbeit mit Menschen und im Team. Was mögen Investoren eigentlich? Gewinne, oder nicht?

Als freie und gut laufende Tierarztpraxis betreffen uns persönlich diese Wandlungen am Veterinärmarkt kaum. Im Gegenteil: wir werden von dem erwartbar steigenden Preisniveau tierärztlicher Behandlungen vermutlich sogar profitieren. Dann nämlich, wenn Sie als Patientenbesitzer längst gewöhnt sein werden, den Geldbeutel beim Tierarztbesuch weiter aufzumachen. Und wir freien Ärzte werden von der ebenfalls erwartbar sinkenden individuellen Begleitung eines Klinikketten-Patienten profitieren. Schon jetzt werden wir überlaufen von Patientenbesitzern, die genau DAS suchen und in unserer inhabergeführten Praxis finden: einen lebenslangen Begleiter für ihr Tier: von der ersten Impfung bis zum letzten Atemzug. Zum Wohle ihres Tieres und eben nicht um der Rendite willen.

Sie und Ihr Tier werden die Veränderungen am Veterinärmarkt schon bald zu spüren bekommen. Möchten Sie für weiterführende Diagnostik wie CT oder MRT lieber zu Anicura oder zu Evidensia überwiesen werden? Und soll die Schnittverletzung nach dem Sonntagsspaziergang von Nestlé oder Mars versorgt werden? Gerne schicken wir Sie an inhabergeführte Kliniken unseres Vertrauens, in denen Sie an Menschen wie uns geraten, die zwar Koryphäen auf ihrem Gebiet sind, am Ende des Jahres aber dennoch in geretteten Familienhunden rechnen. Es könnte aber sein, dass Ihr Weg dorthin immer weiter wird. Schon jetzt überweisen wir zur Herz-OP nach Duisburg.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: auch in den Kettenkliniken arbeiten großartige Tierärzte, die sich einmal als Idealisten für diesen Beruf entschieden haben. Nur werden diese Tierärzte nicht mehr ausschließlich Ihnen, Ihrem Tier und sich selbst gegenüber verantwortlich sein können, sondern auch einer Konzernleitung Rechenschaft über ihre Entscheidungen ablegen müssen. Besonders schade um jene Kliniken, zu denen wir seit Jahren aufgrund Ihrer Kompetenz überwiesen haben, deren Unabhängigkeit und rein fachliche Entscheidungshoheit wir aber zunehmend hinterfragen müssen.

Wie schon erwähnt: wir sind Tierärzte, keine Unternehmer. Aber wir haben dennoch eine leise Idee von Investment. Wie steht es um die medizinische Entscheidungsfreiheit des behandelnden Klinikketten-Tierarztes, wenn sich das digitale Röntgen schon amortisiert hat, sich aber das neue CT noch rentieren muss? Und wie sieht es mit der Wahl eines Medikamentes aus, wenn die Konzernleitung gewinnoptimierend die Apotheken sämtlicher Kettenkliniken befüllt? Wird ein Tierarzt, der beim weltgrößten Futtermittel-Hersteller angestellt ist, tatsächlich tierernährungswissenschaftlich beraten – oder doch eher gewinnbringend?

Unsere Antwort!

Als freie Tierärzte stehen wir für eine unabhängige Tiermedizin.

Sämtliche medizinischen Entscheidungen treffen wir nach bestem Wissen und Gewissen und unterliegen dabei keinen konzernpolitischen Weisungen. Für uns ist die Gesundheit Ihres Tieres kein Spekulationsobjekt, sondern eine Herzensangelegenheit. Durch unsere Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit können wir Sie bestmöglich beraten, individuelle Lösungen für Ihr Tier finden und Sie persönlich auf diesem Weg begleiten. Wir sprechen uns gegen eine Monopolisierung der Tiermedizin aus, um Ihnen weiterhin eine freie Tierarztwahl zu ermöglichen und überweisen Sie entsprechend nach ethischen und fachlichen Gesichtspunkten, nicht nach wirtschaftlichen.

Um die Freiheit unseres Tierärztlichen Berufstandes zu bekräftigen und zu schützen, sind wir Mitglied in der „Gemeinschaft freier Tierärzte“ (GfT) und engagieren uns für eine individuelle, das Tierwohl fokussierende Tiermedizin. Am Ende des Tages rechnen wir in geretteten Familienhunden, nicht in Prämien. Und wir wissen, dass Sie uns auf diesem Weg auch weiterhin unterstützen werden – aus Überzeugung und zum Wohle Ihres Tieres.

Ihre Tierarztpraxis Engels