Neue Gebührenordnung kommt im Oktober – Spoiler: es wird teuer!
Am 25.05.2022 hat das Bundekabinett die vom BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) vorgelegte Neufassung der Tierärztegebührenverordnung (GOT) beschlossen. Sie wird voraussichtlich im Oktober 2022 in Kraft treten.
Das bedeutet für den Tierarztbesuch nicht, dass es teurer werden könnte, sondern dass es auf jeden Fall teurer wird! Denn die GOT ist keine Empfehlung, sondern gesetzlich verpflichtend für jeden praktisch tätigen Tierarzt und ihre Unterschreitung ist ebenso strafbar wie eine Überschreitung.
Wandel in der Haustierversorgung
Auch wenn Ihnen der Tierarztbesuch schon jetzt „teuer“ vorkommt, ist Deutschland im internationalen Vergleich betrachtet nahezu ein „Billigland“ – was unter anderem daran liegt, dass die GOT zuletzt 1999 novelliert wurde. Mit der nun kommenden Gebührenordnung hat der Gesetzgeber versucht, die Versäumnisse der letzten 20 Jahre aufzuholen. Und das zurecht: Als aufmerksamer Tierhalter wird Ihnen der Wandel in der Haustierversorgung nicht entgangen sein:
Auf der einen Seite boomt der Haustiermarkt vor allem pandemiebedingt, die Praxen und Kliniken sind völlig überlastet und auch in der Tiermedizin herrscht Fachkräftemangel. Längst haben die meisten Kliniken aus Personalnot heraus ihren nächtlichen Bereitschaftsdienst aufgegeben und vielerorts müssen Tierhalter über hundert Kilometer weit fahren, wenn Ihr Haustier im Notdienst versorgt werden muss. Hinzu kommt, dass sich auch in der Tiermedizin Investoren breit machen und im großen Stil Praxen und Kliniken aufkaufen und in Ketten organisieren. Viele praktische Tierärzte entscheiden sich für eine besser bezahlte Karriere jenseits der Praxis, was auch mit der geringen Wertschätzung unseres Berufsstandes zusammenhängen mag.
Wer sich über die überdurchschnittliche Suizidrate unter Tierärzten und ihre Gründe informieren möchte, wird hier fündig: #NOVM (Not One More Vet).
Auf der anderen Seite passiert auch viel Gutes in der Tiermedizin: die medizinische Versorgung unserer Haustiere wird immer besser, aber auch aufwendiger. Selbst wir, als eher kleinere Praxis, haben zugunsten unserer Schützlinge und im Sinne einer modernen und fortschrittlichen Tiermedizin in den letzten Jahren immer weiter aufgerüstet: Digitales Röntgen, Dental-Röntgen, Inhalationsnarkose, Intensiv-Monitoring, komplettes Inhouse-Labor und High-End-Ultraschall sind uns zu unverzichtbaren Helfern bei der Rettung Ihrer Lieblinge geworden, aber deren Einsatz ist schon jetzt nicht kostengünstig.
Warum ist die Anpassung wichtig?
Um die tiermedizinische Versorgung in Deutschland auch in Zukunft nicht nur zu sichern, sondern auch auf einem qualitativ hohen Niveau erhalten zu können, war diese Anpassung der GOT längst überfällig. Nur so können die Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten für praktische Tierärzte in der Art verbessert werden, dass Tierärzte nicht weiterhin in die Pharmaindustrie, Wirtschaft und andere fachfremde Bereiche abwandern und stattdessen als praktische Tierärzte mithelfen, die tiermedizinische Versorgung aufrecht zu erhalten!
Aber die neue Gebührenordnung wird dazu führen, dass sich nicht jeder Tierhalter die tiermedizinische Versorgung seines Haustieres leisten können wird. Schon durch die Neuregelung des Notdienstes (Notdienstgebühr plus Abrechnung im mindestens 2-4-fachen Satz) sind viele Tierhalter, die am Wochenende oder nachts tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten, an ihre finanziellen Grenzen gekommen. Die Neuauflage der Tierärztegebührenordnung wird nun aber alle Bereiche der tierärztlichen Tätigkeit verteuern – von der Impfung bis zur Kastration.
Wie kann die Lösung aussehen?
Wir sehen derzeit nur eine Lösung für dieses Problem: Versichern Sie Ihr Tier! Mit einer Tierkrankenversicherung tauschen Sie das Risiko hoher Tierarztkosten gegen einen überschaubaren monatlichen Beitrag und können auch im Notfall sagen: „Tun Sie alles, was getan werden muss – die Kosten spielen keine Rolle.“ In diesem Blog-Beitrag informieren wir Sie gerne über die Möglichkeit einer Tierkrankenversicherung.
Da die Wahl einer Versicherung eine individuelle Entscheidung ist und wir nicht für einzelne Versicherer werben möchten, haben wir auf die namentliche Nennung von Versicherungen verzichtet, helfen Ihnen aber im Einzelfall gerne weiter. Wenn Sie konkrete Fragen zu einer Versicherung haben oder allgemein beraten werden möchten, wenden Sie sich gerne an uns. Und warten Sie mit dieser Entscheidung nicht allzu lange: Es ist zu erwarten, dass mit der kommenden Gebührenerhöhung auch die Versicherungsbeiträge steigen werden.
(Un)abhängige Tiermedizin
Im Hinblick auf die stetig wachsenden Ketten (allen voran haben hier Nestlé und Mars ihre Finger im Spiel), die mittlerweile nicht nur im großen Stil Praxen und Kliniken, sondern sogar Tierkrematorien einkaufen, mag die Entscheidung zu einer Tierkrankenversicherung noch sinnvoller sein. Sobald diese Ketten das angestrebte Monopol innehaben, werden sie auch die Preise diktieren können – die GOT bietet mit ihren Abrechnungsmöglichkeiten vom 1- bis 4-fach Satz gute Voraussetzungen, eine möglichst große Rendite einzufahren. Wenn Sie mehr über die Investoren erfahren möchten, die sich derzeit auf dem Tiermedizinmarkt breit machen, lesen Sie hier weiter.
Die Anpassung der Preise durch die neue Gebührenordnung ist verbindlich und verpflichtend für alle praktizierenden Tierärzte – also auch für uns. Obwohl wir auch weiterhin im 1-2 fachen Satz abrechnen werden, werden auch unsere Leistungen zum Teil deutlich teurer. Um auch weiterhin die bestmögliche Versorgung unserer Patienten sicherstellen zu können, freuen wir uns über jeden versicherten Patienten und nehmen dafür gerne die bürokratische Mehrarbeit durch Abwicklung mit der Versicherung in Kauf.
Damit die tierärztliche Begleitung Ihres Tieres auch weiterhin individuell und tiermedizinisch sinnvoll erfolgen kann – und wir das tun können, was wir am besten können: Ihr Tier heilen und im besten Fall gesund erhalten, unabhängig von Ihren finanziellen Möglichkeiten.
Herzlichst
Ihr Engelsteam